Ich wünsche mir eine Welt, in der wir Menschen verstärkt von uns „weg“ zu anderen Menschen „hinsehen“. Eine menschliche Welt. Eune Welt, in der man sich, sofern ein Schicksalsschlag im Umkreis passiert, nicht nur fragt „Kann mir das auch passieren?“ sondern in der man sich umeinander sorgt.
Ich wünsche mir eine Welt, in der wir uns weniger „Sorgen um uns selbst machen“ sondern uns um andere „sorgen“. Ich wünsche mir eine Welt, in der wir uns weniger „Sorgen machen“ und uns viel mehr „um andere sorgen“. Ich wünsche mir eine Welt , in der „sich sorgen“ nicht als Schwäche empfunden wird und es wieder „normal“ wird „sich zu sorgen“ anstatt sich „zu schützen“.
Ich wünsche mir eine Welt, in der die Menschlichkeit NICHT bei der „eigenen“ Familie aufhört.
Ich wünsche mir eine Welt, in der „Leichtigkeit“ & Selbstliebe“ weniger Bedeutung haben. Die Frage „Liebe ich mich selbst?“ habe ich mir noch nie gestellt. Was würde es für einen Unterschied machen? Ich wäre niemals bereit, die Mühe und „Schmerzen“ des Lebens für „Selbstliebe & Leichtigkeit“ auf mich zu nehmen. Ich liebe mein Leben, die Menschen und Dinge, die darin enthalten sind und die Aufgaben, die das Leben mir stellt. Dafür ist mir „kein“ Weg zu schwer, denn dafür lohnt es sich zu kämpfen und weiterzumachen.
„Nur das kranke Auge sieht sich selbst“. (V. Frankl)
Ich sitze in meinem kleines Schiffchen und bin damit im Ozean des Lebens unterwegs. Manchmal ist der Seegang ruhig und es ist Zeit, das Schiffchen zu pflegen und zu hegen um es „standfest“ für die Fahrt des Lebens zu machen. Ich hege & pflege es für die Lebensfahrt und nicht für mich selbst. Welches Schiffchen jeder von uns zugeteilt bekommt - unser biologisches Schicksal – (das wir gestalten, aber nicht ändern können) – liegt nicht in unseren Händen. Wie mein Schiffchen „gebaut“ ist, das bestimmen nicht wir selbst, aber gepflegt gehört jedes Schiffchen. 😉
In schwierigen Zeiten, wenn der Seegang rauer wird, ein Sturm wütet, heißt es „rudern“ und ausgerichtet sein auf seinen persönlichen Leuchtturm, der einen den Weg zum Ufer leuchtet. Dieser Leuchtturm, dieses WOFÜR, ist für jeden Menschen etwas zu tiefst Persönliches. Für den einen mag es ein Mensch sein, der auf ihn wartet, für den anderen ein Tanz auf einem Ball, für den nächsten ein Buch, das er schreiben möchte für wieder einen anderen das "Schwammerlsuchen".
Um ungeahnte Kräfte in schweren Zeiten zu „mobilisieren“ und dies geschieht nicht mit dem Verstand sondern mit dem Herzen, braucht es keine Selbstliebe sondern die Liebe zum Leben – zu seiner Aufgabe – zu seinen Leuchtturm. Und dieser Leuchtturm ist nicht in mir. In diesem Fall würde das Schiffchen - um sich selbst kreisend - untergehen.
Ich kann nicht mein eigener Leuchtturm sein. Dies von Menschen in schweren Zeiten zu „verlangen“ ist unmenschlich. Mein „beschädigtes“, vom Sturm „gebeuteltes“ Schiffchen in dieser Situation zu lieben? Puh, das wäre ebenfalls eine unmenschliche Forderung und auch eine völlig sinnlose Aufgabe.
„Das Wissen um eine Lebensaufgabe hat einen eminent psychotherapeutischen und psychohygienischen Wert.
Wer um einen Sinn seines Lebens weiß, dem verhilft dieses Bewusstsein mehr als alles andere dazu,
äußere Schwierigkeiten und innere Beschwerden zu überwinden.“ (V. Frankl)
Der Blick kann nur von mir weg gehen, zu meinem persönlichen Leuchtturm, der in der Ferne für mich leuchtet. Dies ermöglicht es, jene tiefen Kräfte zu entwickeln, die nötig scheinen, um den Leuchtturm und festen Boden unter den Füßen zu erreichen - sofern es „die guten Mächte“ zulassen. Wir alle können manchmal – bewusst oder unbewusst – der Leuchtturm für andere sein.
Die Spielregeln des Lebens verlangen ja von uns nicht, dass wir um jeden Preis siegen,
wohl aber verlangen sie von uns, dass wir auf keinen Fall den Kampf aufgeben. (V. Frankl)
Diese Gedanken sind weder richtig noch falsch. Es sind meine Gedanken von heute Morgen. Sie sind mein Blick auf schwere Zeiten auf Basis der Logotherapie. (Gedanken von Gudrun Bertignoll am Morgen 5.6.2025)