Ich bin heute mit diesen Gedanken aufgewacht und möchte Sie mit euch teilen. Hätte mich 2021 jemand gefragt, führst du ein ausgefülltes Leben, dann wäre meine Antwort JA gewesen. 2022 hat mir gezeigt, dass ich mich geirrt hatte. Was für ein Jahr! Ein Jahr voller großer Freude, tiefer Traurigkeit, Überförderung, teilweise weit über der eigenen Grenze und doch ganz bei sich selbst. Ja, das Leben fragt und wir antworten. Die Erkenntnis, rückblickend zu sagen, „Wow wie hab ich das geschafft?“, ist überwältigend. Ihr kennt dieses Gefühl bestimmt.

 

„Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch!“ (Friedrich Hölderlin)

 

 Und JA das Leben mutet uns viel zu, Schönes und Trauriges. Das Leben eben – das ganze Leben!

 Wie oft fällt der Satz: „Schau auf dich! Nimm dir Zeit für dich,…“ und das kann wütend machen. Genau dann, wenn das Leben etwas anderes fordert und „keine“ Zeit ist „auf sich zu schauen“. Wie gerne säße man gemütlich in der Sonne, wäre mit dem Mountainbike unterwegs,…. Und was tun, wenn keine Zeit ist? Was tun, wenn das Leben etwas anders „fordert“. Vielleicht überfordert gerade diese Forderung „auch noch auf sich schauen zu müssen“ uns? Es gibt ja schließlich schon genug zu tun. „Müde siehst du aus!,…“ Auch schon mal gehört? Ja, ich bin müde, wenn das Leben viel fragt. Wie kann ich da fit und munter aussehen? Verlang es gar nicht von dir, denn das wäre unmenschlich. Im Rückblick versöhnt man sich mit diesen „gut & wirklich liebevoll gemeinten“  Sätzen.

 

Kennt Ihr das Gefühl, dass etwas jetzt einfach zu tun ist. „Wenn nicht ich es tue, wer sonst soll es tun? Wenn nicht gleich, wann dann?“ (Talmud)

 

Viktor Frankl bezeichnet es als Evidenzgefühl und das eigene Gewissen als „Sinnorgan“, das uns dem einmaligen Sinn einer Situation auf die Spur bringt. Dieses Gefühl ohne nachzudenken , zu handeln. Der Forderung des Lebens zu folgen und dabei ganz zu sich selbst zu kommen.

 

 „Sich selbst verwirklichen kann sich der Mensch also eigentlich nur in dem Maße, in dem er sich selbst vergisst, in dem er sich selbst übersieht.“ (V. Frankl)

 

 JA, dem stimmt ich zu. Was für ein „großer“ Satz. Aufzugehen in einer Sache, in einem Menschen, in der Natur, in der Kunst,….ausgerichtet sein auf etwas, auf jemanden,…. Diese Worte von V. Frankl sind für mich so wertvoll und befreiend. Ich DARF mich für einen Wert einsetzen, mich fordern, mich stückweise überfordern,… Der Zeitgeist sagt „schone dich, schau auf dich, verwirkliche dich selbst, liebe dich selbst, schau, dass du dich wohlfühlst,…“. Und wenn das Leben etwas anderes fragt? Muss ich die Lebensfrage überspringen, um dem Zeitgeist „ich muss mich wohlfühlen, ansonsten hab ich etwas falsch gemacht“ Folge zu leisten?

 

Muss ich mich selbst lieben oder muss ich „Selbstliebe“ lernen? Warum eigentlich? Liebe ich mich selbst? Ganz ehrlich, ich habe mir diese Frage noch nie gestellt. Für mich ist es irrelevant, ob ich mich bei „meinem Tun“ liebe, vielmehr ist es für mich wichtig, dass ich liebe, was ich tue und mein Leben liebe. Das bedeutet nicht, dass ich mich dabei immer wohlfühle und auch nicht, dass ich nur das tue, was ich liebe. Freiheit ist immer mit Verantwortung zu leben. Somit muss ich auch putzen, kochen,… .

 

 Das Leben birgt Höhen und Tiefen und ich habe das tiefe Vertrauen, dass nach jedem Tief ein Hoch kommt.

 

 „Wir verzweifeln nicht am Leben, sondern an den Vorstellungen, die wir vom Leben haben“ V. Frankl

 

 Die Überforderung ist vielmehr, dass wir in traurigen Situationen nicht mehr traurig sein sollen. Da müssen wir sofort etwas Tun, um uns wieder wohl zu fühlen, das stresst enorm und kostet so viel Kraft. Traurigkeit und Leid „vermeiden“ zu wollen, kostet mehr Kraft als sie zu (er)tragen. Das Leben birgt beides in sich: Trauriges und ganz viel Schönes.

 

Steh zu dem, was dir am Herzen liegt. Sei müde, traurig, glücklich, überfordert, gefordert, begeistert, dankbar,…

Es lohnt sich, für seine Werte sein Bestes zu geben.

 

…und dann stehst du auf der Tanzfläche bei einer 50oiger Feier eines Freundes und tanzt und feierst und spürst deine Lebensfreude! Was für ein Jahr 2022! Lebe mutig! Ich wünsche euch ein spannendes Jahr 2023!